Neues aus der Wissenschaft:

Brunstbeobachtung in der freiwilligen Wartezeit?
Ein sinnvolles Tool um frühzeitig Fruchtbarkeitsprobleme zu erkennen

An der Freien Universität Berlin wurde in einer Studie untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Brunstanzeichen in der freiwilligen Wartezeit und Fruchtbarkeit besteht.

Wie wurde diese Studie durchgeführt?

3750 Holstein-Kühe, davon 1560 in der ersten Laktation und 2190 mehrlaktierende Kühe, wurden mit einem Aktivitätssensor, dem Smarttag Neck von NEDAP ausgestattet, was mittels eines Halssensors die Brunst anhand der Fressaktivität erkennt. Die Kühe wurden von Tag 7 bis Tag 60 nach der Kalbung beobachtet und hatten eine 305-Tage-Leistung von 11.500 kg.
Es erfolgte eine Kategorisierung in 3 Gruppen:

  • Brunst 0 = die Kuh hatte keine Brunst bis Tag 60 nach der Kalbung
  • Brunst 1 = die Kuh hatte eine Brunst im oben genannten Zeitraum
  • Brunst 2+ = die Kuh hatte 2 oder mehr Brünste im Zeitraum

Was sind die Ergebnisse der Studie?

Von den 3750 Kühen zeigte jede 5. keine Brunst bis zum 60. Tag nach Kalbung. Erstlaktierende waren mit 17,5% seltener ohne Brunst als Mehrkalbende mit 23,1%. Im gleichen Zeitraum zeigten 34,8% eine Brunst (Brunst 1) und 41,4% mindesten 2 Brünste (Brunst 2+).
Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der ersten 100 Tage nach der Kalbung trächtig zu werden, steigt im Vergleich zu den Kühen aus Gruppe „Brunst 0“ um 40% für die Kühe aus „Brunst 1“ und um 60% für die Kühe aus „Brunst 2+“. Es ist also um 60% wahrscheinlicher, dass eine Kuh innerhalb von 100 Tagen nach der Kalbung trächtig ist, wenn sie innerhalb der ersten 60 Tage mindestens zwei Mal Brunstanzeichen hatte, als wenn die Kuh innerhalb der ersten 60 Tage keinerlei Brunstanzeichen zeigte.
Ähnlich sind die Ergebnisse, wenn man sich die ersten 200 Tage pp anschaut: Hier steigt die Wahrscheinlichkeit für Gruppe „Brunst 1“ um 24% und für Gruppe „Brunst 2+“ um 46% gegenüber der Gruppe „Brunst 0“  innerhalb von 200 Tagen pp trächtig zu werden.
Das spiegelt sich auch in der Dauer bis zur Trächtigkeit wider. Im Mittel benötigten Kühe der Gruppe „Brunst 0“ 121 Tage bis zur Trächtigkeit, Kühe der Gruppe „Brunst 1“ 96 Tage und Kühe der Gruppe „Brunst 2+“ 92 Tage. Somit wurde eine Kuh, die innerhalb der ersten 60 Tage keine Brunstanzeichen zeigte im Schnitt 29 Tage später trächtig als eine Kuh, die mindestens zwei Mal Brunstanzeichen zeigte.

 

Was ist die Kernaussage der Studie?

Kühe, die innerhalb der ersten 60 Tage nach der Kalbung keine Brunstanzeichen zeigten, haben insgesamt eine schlechtere Reproduktionsleistung – sie können erst später erfolgreich besamt werden und die Dauer bis zur nächsten Trächtigkeit steigt. Außerdem hatten die Kühe aus der Gruppe „Brunst 0“ häufiger Probleme mit der Gebärmutter (Schwergeburten, Nachgeburtsverhaltung, Metritis). Verstärkt wurde dies unter anderem durch eine negative Energiebilanz. Interessanterweise hatte die Milchleistung keinen Einfluss darauf, ob die Kühe in der freiwilligen Wartezeit Brunstanzeichen zeigten.

 

Was bedeutet das für die tägliche Arbeit?

Es bedeutet, dass eine genaue Beobachtung der Kühe nach der Kalbung helfen kann, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und auch gegenzusteuern. Zeigt die Kuh also keine Brunstzeichen ist das ein Hinweis darauf, dass sie Reproduktionsprobleme bekommen wird und besondere Unterstützung benötigt. Hierfür kann zum Beispiel der PerformaNat ReproBolus genutzt werden, der durch seine Inhaltsstoffe wie Vitamin A, ß-Carotin, Spurenelemente und phytogene Wirkstoffe, aber vor allem auch durch seine lange Freisetzungs- und damit Wirkdauer von 28 Tagen die Kuh optimal unterstützt.

 

Quelle: Bretzinger, L.F., Tippenhauer, C.M., Plenio, J.-L., Heuwieser, W., and Borchardt, S. (2023). Effect of transition cow health and estrous expression detected by an automated activity monitoring system within 60 days in milk on reproductive performance of lactating Holstein cows. Journal of Dairy Science. 10.3168/jds.2022-22616.