Es gibt mehrere bekannte Faktoren, die eine Erkrankung mit Milchfieber begünstigen. Dazu gehören neben dem Alter bzw. der Parität der Kuh, eine hohe Milchleistung und der damit verbundene hohe Calciumbedarf, eine frühere Milchfiebererkrankung, Begleiterkrankungen zu Beginn der Laktation als auch die Fütterung, aber auch die Rassedisposition. Allgemein liegt das Risiko für Milchviehrassen an Milchfieber zu erkranken deutlich höher im Vergleich zu Fleischrassen. Auch zwischen den Milchrassen gibt es Unterschiede. Fleckvieh und Braunvieh erkranken deutlich seltener als Holstein-Kühe, im Vergleich dazu liegt die Wahrscheinlich an Milchfieber zu erkranken bei Jersey-Kühen etwa 5mal so hoch.

Jersey-Kühe zeichnen sich durch den höchsten Stoffumsatz aller Rinderrassen aus als auch durch ihre Leichtkalbigkeit und Hitzetoleranz. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei ca. 6500kg (MLP 2016), bei einer Größe von etwa 125 cm und einem durchschnittlichen Gewicht von ~400 kg (Zum Vergleich: Holstein-Kühe wiegen durchschnittlich etwa 700kg bei einer Größe von 150cm). Durch den hohen Eiweißgehalt mit hohem Anteil an Kappa-Casein-Genotyp BB ist die Milch von Jersey-Kühen ideal für die Käseherstellung geeignet.

Gründe für die höhere Empfindlichkeit gegenüber Milchfieber könnte der höhere Calciumgehalt im Kolostrum und in der Milch von Jersey-Kühen sein oder auch, dass sie eine geringere Anzahl an Calcitriol-Rezeptoren besitzen. So ist die Anzahl der Rezeptoren um 15% geringer im Vergleich zu Holstein-Kühen gleichen Alters, was dazu führen kann, dass die Sensitivität des Zielgewebes für das Hormon Calcitriol herabgesetzt wird. Zusammen mit Parathormon ist Calcitriol maßgeblich an der Regulation des Calciumhaushaltes im Blut beteiligt. Bei Abfall des Blutcalciumspiegels wird verstärkt Parathormon in der Nebenschilddrüse produziert, was wiederum dazu führt, dass vermehrt Calcitriol aus Vitamin D gebildet wird. Zusammen mit Parathormon stimuliert Calcitriol die Auslagerung des Calciums aus den Knochen als auch die Reabsorption von Calcium durch die Niere. Weiterhin bewirkt Calcitriol den bei Calciummangel aktiven Transport von Calcium über die Darmschleimhaut durch Stimulierung der Produktion von Calciumbindenden Proteinen. Wenn eine verringerte Anzahl an Rezeptoren für Calcitriol vorhanden sind, kann das dazu führen, dass dieser genannte Mechanismus bei Calciummangel weniger effizient funktioniert und dadurch Jersey-Kühe anfälliger für Milchfieber sind.

 

Autorin: Theresa Hobmaier