Calciummangel senkt die Wiederkauaktivität, dies konnte in neuen Studien von amerikanischen Forschern, in denen der Zusammenhang zwischen Blutcalciumspiegel und Wiederkauaktivität untersucht wurde, gezeigt werden. Dazu wurden Kühe im Transitzeitraum mit einem Wiederkausensor ausgestattet.

 

Für die Verdauung von Kühen spielt das Wiederkauen eine zentrale Rolle. Was für den Laien aussieht, als wenn die Kuh Kaugummi kauen würde, ist für die Kuh selbst in Wirklichkeit ein lebenswichtiger Prozess. Insgesamt 8-10 Stunden des Tages kaut sie wieder und zerkleinert so strukturwirksames Futter wie Heu, Stroh und Silagen. So können zum einen die Mikroorganismen im Pansen das Futter besser verwerten und zum anderen gelangen bis zu 250 Liter Speichel in den Pansen. Speichel enthält Puffersubstanzen, die die kurzkettigen Fettsäuren aus der Fermentation ausgleichen und den pH-Wert im Pansen konstant halten. Sinkt die Wiederkau-Aktivität ab, hat dies einen Abfall des pH-Wertes im Pansen (Pansenazidose) zur Folge, was die Fermentation beeinträchtigt.

Beobachtet man die Wiederkau-Aktivität der Kühe genau, kann man manche Erkrankungen vorhersagen, bevor Symptome sichtbar wurden. In einer weiteren Studie zeigten Kühe 1-2 Tage vor dem Auftreten von Metritis, Ketose oder Labmagenverlagerung verringerte Wiederkauaktivität. Genau so können manche Wiederkau-Sensoren die Kühe identifizieren, die Gesundheitsprobleme bekommen.

Physiologisch sinkt die Wiederkauaktivität um den Kalbezeitpunkt um bis zu 70% ab, das ist ganz normal. Kommt es aber zu einer Verlängerung dieser Zeitspanne, hat dies negativen Konsequenzen für die Futteraufnahme, Pansenfermentation und die ausreichende Nährstoffversorgung – alles Probleme, die man besonders während der Transitzeit unbedingt vermeiden will.

In der oben genannten Studie wurde neben der Wiederkauaktivität auch der Blutcalciumspiegel gemessen. Denn damit es zum Wiederkauen kommt, muss die Muskulatur des Pansens kontrahieren, um somit Futter aus dem Pansen wieder ins Maul zu transportieren. Da genau für diese Muskelkontraktionen Calcium benötigt wird, wollten die Wissenschaftler untersuchen, ob ein Calciummangel auch das Wiederkauen verringert.

Es zeigte sich deutlich, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Calciumspiegel und dem Wiederkauen gibt: sinkt der Calciumgehalt unter das normale Level ab, sinkt die Wiederkauaktivität, bis die Kuh bei einem Blutcalciumspiegel von ca. 1,3 mmol/l (= 5,2mg/dl) gar nicht mehr wiederkaut. Bei diesem geringen Calciumspiegel kann die Kuh nicht mehr Stehen und es kommt zum Festliegen (klinisches Milchfieber).

Festlieger standen mit erfolgreicher Therapie (Calciuminfusion + Calcium Bolus) wieder auf, jedoch war die Wiederkauaktivität bis zu 2 Tage stark vermindert.

Auch bei subklinischem Calciummangel (Calciumspiegel geringer als 2mol/l bzw. 8mg/dl, keine sichtbaren Symptome) hatten die Kühe am Tag der Geburt 77 min (~ -30%) weniger Wiederkauaktivität und auch am Folgetag war das Wiederkauen um 55 min (~ -15%) vermindert.

Eine verminderte Wiederkauaktivität über längere Zeiten rund um die Kalbung steigert das Risiko für Gesundheitsprobleme: verminderte Futteraufnahme und beeinträchtigte Pansenfunktion. Da selbst subklinischer Calciummangel die Wiederkauaktivität stark mindert, ist eine gute Calciumprophylaxe auch hier der Schlüssel zum erfolgreichen Start in die Laktation.

Quellenangaben:

Goff, J.P., Hohman, A., and Timms, L.L. (2020). Effect of subclinical and clinical hypocalcemia and dietary cation-anion difference on rumination activity in periparturient dairy cows. Journal of Dairy Science 103, 2591–2601.

Soriani, N., Trevisi, E., and Calamari, L. (2012). Relationships between rumination time, metabolic conditions, and health status in dairy cows during the transition period1. J ANIM SCI 90, 4544–4554.