Längere Hitzeperioden im Sommer jenseits der 30 bis 35°C werden immer häufiger. Die erste Hitzewelle dieses Jahr war bereits Mitte Juni. Wir können uns mit Klimaanlagen auf den Schleppern, kühlen Getränken und Pausen im Schatten gut behelfen. Die besten und treusten Mitarbeiter, unsere Kühe, leiden jedoch stark unter diesem Hitzestress. Um die Mitarbeiterzufriedenheit, Arbeitsleistung und -qualität der Kühe sicherzustellen, muss Abkühlung geschaffen werden.

Die thermoneutrale Zone, also der Temperaturbereich, bei der die Körpertemperatur ohne Anpassung konstant gehalten werden kann, für Milchkühe liegt zwischen 4 und 16°C (Bianca, 1971). Ab einer Umgebungstemperatur über 24°C und einer Luftfeuchtigkeit über 70%, was einem THI-Index von 68 entspricht haben Kühe Hitzestress (Sha Tao et al., 2020) . Der wirkt sich in erster Linie negativ auf die Futteraufnahme, Wiederkaudauer und Milchleistung aus. Weitere Folgen sind Ausbleiben der Brunst oder erhöhte Anfälligkeit für Entzündungen (u.a. Mastitis).

In einem früheren Blog-Beitrag haben wir uns schon mit dem Thema Hitzestress und dessen Auswirkungen beschäftigt. Heute liegt der Fokus auf dem Thema Sprinkleranlage im Kuhstall:

Grundlegend gibt es zwei verschiedene Systeme: eine Hochdruckvernebelungsanlage (Druck von 50 bis 80 bar), die feinste Wassertröpfchen erzeugt und somit die Stallluft abkühlt. Diese Wassertröpfchen dienen jedoch lediglich der Abkühlung der Umgebungstemperatur, das Wasser trifft dabei nicht auf den Körper der Kuh, sondern verdampft in der Umgebungsluft und kühlt somit die Temperatur ab.

Die zweite Möglichkeit sind Niederdrucksysteme (Druck zwischen 3-5 bar), auch als Kuhduschen bezeichnet: hierbei werden relativ große Wassertropfen erzeugt, die auf den Körper der Kuh treffen und der Abkühlung der Kuh dient. Wichtig hierbei ist, dass die Kuh wirklich bis auf die Haut nass wird. Verbleiben nur kleine Tropfen auf dem Fell der Kühe, bildet sich eine Isolierschicht auf dem Fell. Die Kuh kann die Wärme nicht mehr über den Körper abgeben und leidet dadurch unter noch größerem Hitzestress. Noch besser kann der kühlende Effekt wirken, wenn Ventilatoren im Stall verbaut sind. Diese sind ohnehin sinnvoll für eine erhöhte Luftzirkulation.

Vor allem eine Kuhdusche mit Niederdruck lässt sich mit wenig Aufwand und Kosten, relativ leicht selbst bauen:

Ein altes Spritzgestänge mit großen Düsen und/oder wenig Wasserdruck (3 bis 5 bar) bietet sich dafür gut an. Alternativ können stufenlos, regulierbare Messingdüsen genutzt werden. Am einfachsten, schnellsten und variabelsten können normale Wasserschläuche, die über beispielsweise GEKA – oder Gardena-Schlauchkupplungssysteme verbunden werden. Diese sind außerdem beliebig erweiterbar und können in kurzer Zeit individuell gebaut werden. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt.

Am besten wird das System so platziert, dass möglichst viele Kühe Zugang haben, zum Beispiel auf einem Laufhof oder im Vorwartebereich vor dem Melkstand. Es ist sicherzustellen, dass ausreichend Platz vorhanden ist, dass keine Blockade der Laufgänge entsteht. Dadurch wäre der Kuhverkehr eingeschränkt.  Im Vorwartebereich sammeln sich viele Kühe auf wenig Raum. Dort ist die Wärmeentwicklung besonders hoch. Positiver Nebeneffekt beim Einsatz im Vorwartehof ist, dass die Fliegen vom Körper der Kühe verschwinden, bzw. ,,abgeregnet“ werden. Die Kühe werden ruhiger sein und bringen weniger Fliegen mit in den Melkstand. Das Abschlagen durch juckende Insekten und das vermehrte Schwanzschlagen kann vermindert werden.

Sinnvoll haben sich Intervalle von ein bis drei Minuten Beregnung durch die Kuhdusche und 5-15  Minuten Verdunstung bewährt, in der die Kuhdusche aus ist (Fournel et al. 2017). Dadurch ist der Wasserverbrauch verringert gegenüber einer dauerhaften Beregnung (Wasserkosten, erhöhter Anfall von Gülle). Zudem sollte der Wasserverbrauch nicht unnötig in die Höhe getrieben werden, da sich die Trocken- und Hitzeperioden im Sommer mehren. Diese Intervalle können durch den Einsatz von Zeitschalt- bzw. Bewässerungsuhren umgesetzt werden.

 

Am besten ist es, die Kuhduschen bei Temperaturen ab 24°C und einer Luftfeuchtigkeit unter 70% einzusetzen (Johannes Zahner, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft). Bei einer Luftfeuchtigkeit von über 70% ist die Wirkung vermindert und es kann zu einem Sauna-Effekt kommen.

 

Was machen Sie auf den Betrieben, um Ihre Kühe abzukühlen?

 

 

Quellen: Bianca, W. (1971): Die Akklimatisation von Haustieren, In: Der Züchter H. 23, S. 187-189

Impact of heat stress on lactational performance of dairy cows; Sha Tao et al. 2020

Practices for Alleviating Heat Stress of Dairy Cows in Humid Continental Climates: A Literature Review; Fournel et al. 2017