Im zweiten Teil unserer Miniserie zur optimalen Kälberversorgung beantwortet uns Franziska Sutter aus der Tierklinik für Fortpflanzung der Freien Universität Berlin worauf man nach der Erstversorgung achten sollte.

Kälberfütterung nach der Erstversorgung – ad libitum oder restriktiv?

Während der Tränkeperiode werden durchschnittliche Gewichtszunahmen der Kälber von ≥ 900 g pro Tag bzw. mindestens eine Verdopplung des Geburtsgewichts bis zum Absetzen angestrebt. Die intensive Aufzucht in diesem Zeitraum hat einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Kälber und langfristig auf die Laktationsleistung der Jungkühe. Diese sogenannte „metabolische Programmierung“ in dieser Zeit legt den Grundstein für die Laktationsleistung der Kuh. Versäumnisse während der Kolostral- und Tränkephase können in der Regel nur schwer kompensiert werden.

Um die Gesundheit und das Wachstum der Kälber zu fördern, ist eine intensive Tränkephase zur Aufzucht zu empfehlen. Hierbei sollten 12 Liter pro Tag oder eine Ad-libitum-Tränke während der ersten 8 Lebenswochen angeboten werden. Es können Vollmilch oder Milchtaustauscher (140-160 g/L Tränke) verwendet werden. Wenn Vollmilch verwendet wird, ist eine zusätzliche Versorgung der Kälber mit Spurenelementen (v.a. Eisen und Selen) notwendig. Um einem schnellen Verderben der Vollmilch vorzubeugen, kann diese angesäuert werden (pH-Wert: 5,5). Bei der Verwendung von Milchaustaucher (MAT) sollte auf den Magermilchpulveranteil des MATs geachtet werden (mindestens 50%) und regelmäßig die Konzentration der zubereiteten Tränke überprüft werden. In der kalten Jahreszeit sollte entsprechend der Außentemperaturen mehr Tränke angeboten werden.

Das Abtränken sollte über ein kontinuierliches Verfahren erfolgen, sobald die Kälber 2 kg Festfutter pro Tag aufnehmen. Dafür sollte die Tränkemenge täglich um ca. 0,5 Liter reduziert werden.

Auf folgende Punkte sollte also besonders geachtet werden:

  • Bei einer MAT-Tränke sollte die angemischte Konzentration der Tränke regelmäßig überprüft werden, was ebenfalls über Refraktometrie ermittelt werden kann
  • Angesäuerte Vollmilchtränken sollten den pH-Wert von 5,5 nicht unterschreiten, da dann die Akzeptanz der Tränke bei den Kälbern sinkt
  • Das Kolostrum sollte nicht angesäuert werden, sondern immer als Süßtränke verfüttert werden

 

Autorin: Franziska Sutter

Bildquelle: Franziska Sutter