Die 75. Tagung der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE), eine der wichtigsten wissenschaftlichen Tagungen über die Ernährung von Nutztieren im deutschsprachigen Raum, sollte etwas Besonderes werden. Aufgrund der Pandemie wurde die diesjährige Tagung, welche vom 16.03. bis 18.03. stattfand, letztlich auch besonders, da es die erste Online-Tagung der GfE war. Abgesehen von kleinen technischen Problemen der Referenten, die aber in kürzester Zeit behoben werden konnten, lief die Tagung einwandfrei. So eine Online-Tagung hat einige positive Eigenschaften. Einige Veranstaltungen erfreuten sich deshalb schon an einen deutlichen Zuwachs der Teilnehmer, was zum einen an den uneingeschränkten Sitzplatzkapazitäten liegt, zum anderen aber auch an die verschwundene Hürde von langen Anfahrten. Darüber hinaus ist das Wechseln zwischen den Hörsälen nur einen Mausklick entfernt und man muss sich nicht schnell durch die Reihen durchdrängeln, damit man es noch rechtzeitig zum nächsten interessanten Vortrag schafft. Außerdem kann man sich, dank moderner Technik, die Vorträge von zu Hause nicht nur am Schreibtisch, sondern auch auf der Couch oder sogar im Bett anschauen. Das stundenlange Sitzen auf kleinen Bänken mit noch kleineren Tischen bleibt einem verwehrt. Allerdings haben Online-Tagungen natürlich auch ihre Schattenseiten. Der wertvolle Austausch mit anderen Wissenschaftlern bei Postern oder nach Vorträgen kann nur begrenzt stattfinden, was natürlich einen wesentlichen Teil solcher Tagungen ausmacht. Ein Kennenlernen und Networking ist bei solchen Onlineveranstaltungen demnach fast nicht möglich.

Die Teilnahme an der jährlichen Tagung der GfE ist für das wissenschaftliche Team von PerformaNat mittlerweile Routine. In diesem Jahr waren wir mit 4 Posterbeiträgen und einem Vortrag vertreten. Die Posterbeiträge handelten hierbei um unsere neuesten Erkenntnisse aus unseren in vitro und ex vivo Studien mit Schafen oder Schweinen. Bei dem Vortrag stellten wir unsere neuesten Ergebnisse einer Langzeitfütterung phytogener Wirkstoffe im Transitzeitraum von Milchkühen vor. Die Ergebnisse kamen beim Publikum gut an und sorgten für eine ausgeprägte Diskussion.

Der Höhepunkt der jährlichen GfE ist der Workshop zum Ende der dreitägigen Tagung. In diesem Workshop wird ein spezielles Thema aus verschiedenen Blickwinkeln von anerkannten Referenten vorgestellt und am Ende gemeinsam diskutiert. Das Thema in diesem Jahr war die Methanreduzierung von Kühen durch Fütterung und Zucht. Es ist weitestgehend bekannt, dass Kühe einen bedeutenden Beitrag zur Klimaerwärmung durch klimaschädliche Gase, wie Methan leisten. Der Viehsektor trägt hierbei 6-7% der Gesamtbelastung pro Jahr bei. Es sei an dieser Stelle betont, dass das Potenzial zur Verringerung der Methanemission aus der Industrie, dem Energie- und Transportwesen oder der Müllentsorgung nicht nur deutlich höher ist, sondern dass jeder dieser Bereiche auch eine höhere jährliche Methanemission verursacht als der gesamte Viehsektor. Eine Reduktion der Methanemission aus den fermentativen Prozessen des Wiederkäuers ist jedoch, aufgrund biologischer Hürden, realistisch geschätzt nur um 10-30% möglich. Der Verlust des Methans stellt jedoch auch einen Energieverlust für die Kuh dar, sodass eine Verringerung des Methanausstoßes auch positive Effekte auf die Leistung haben könnte. Das Zusammenspiel intelligenter Zuchtmaßnahmen, moderner Fütterungsregimes, sowie innovativer Fütterungszusätze könnte in naher Zukunft eine vielversprechende Lösung zur Methanreduzierung bei Wiederkäuern ergeben und den schlechten Ruf der Kuh als “Klima-Killer” alsbald beseitigen.

Insgesamt war auch die 75. Tagung der Gesellschaft für Ernährungsphysiologie nicht nur lehrreich, sondern brachte auch neue Ideen für zukünftige Projekte hervor.

 

Autor: David Manneck